Karate

Viele Karate-InteressentInnen mögen sich fragen, was Karate Do eigentlich ist und wo der Unterschied zu anderen Kampfkünsten liegt.
Zunächst muß man zwischen Kampfsportarten, wie z.B. Kick-Boxen, und Kampfkünsten, wie z.B. Kendo, unterscheiden. Der Sinn der Ersteren liegt im Sieg im Wettkampf über einen Gegner, der Sinn der Letzteren liegt in erster Linie im Sieg über das eigene Ego, den man auf dem lebenslangen Weg (Do) anstrebt.
Karate Do ist eine Kampfkunst aus Okinawa die gleichermaßen der Charakterschulung als auch der Selbstverteidigung dient. Ihr Ursprung liegt in China: Im 6.Jh. reiste der indische Mönch Bodhidharma nach China, um den Zen-Buddhismus zu verbreiten. Während seines Aufenthaltes im Shaolin Kloster lehrte er den Mönchen zur Stärkung der geistigen und körperlichen Kondition 18 gymnastische Übungen (Qi Gong). Neben diesen Übungen lehrte er auch ein buddhistisch geprägtes Regelwerk von Kampfkunsttugenden: Disziplin, Bescheidenheit und Achtung vor dem Leben (Die Basis für die Philosophie der Kampfkünste).
Der Zen-Buddhismus strebt die Erleuchtung durch Meditation an. Dazu gehört auch die Bewegungsmeditation, d.h. die Meditation durch stetige Wiederholung von Bewegungen mit einer nach innen gerichteten Konzentration. Eine solche Reihe von Bewegungen nennt man im Chinesisch „Dao“ (jap. „Kata“, dt. „Form“ ).
Das Üben der Dao ergänzt die zen-buddhistische Meditationsschule mit dem Zweck, die Harmonie zwischen Körper und Geist zu vervollkommnen.
Im Laufe der Zeit steigerte sich die Anzahl der Bewegungen und bedingt durch Überfälle auf das Kloster gewann der kämpferische Aspekt an Bedeutung, so dass eine eigenständige Kampfkunst, das Shaolin Kung-Fu entstand.
Noch älter als diese Kampfkunst ist die Kunst der Vitalpunkte (Dianxue). Durch positive Stimulation dieser Vitalpunkte (Akupunktur oder Akupressur) wird eine gesundheitsfördernde Wirkung erzielt. Viele dieser Punkte können aber auch negativ stimuliert werden, so dass die Wirkung u.U. tödlich sein kann. Dieses Wissen wurde in die Kampfkunst integriert und machte sie außergewöhnlich effektiv.
Das Shaolin Kung Fu wurde schließlich auch ausserhalb des Klosters bekannt. Durch Verbindung mit primitiven örtlichen Kampftechniken entstanden neue Kampfkünste in China und in Korea.
Im 14.Jh. gelangte die chinesische Kampfkunst auf die Insel Okinawa. Dort wurde es durch Verbindung mit der örtlichen Kampfkunst „Tode“ zum „Okinawa Te“.
Anfang des 17.Jh. besetzte Japan Okinawa und verbot den Bewohner das Tragen von Waffen. Zu dieser Zeit erfuhr das Okinawa Te eine grosse Verbreitung, da es lehrte, wie man unbewaffnet oder mit zu Waffen umfunktionierten landwirtschaftlichen Werkzeugen einen Kampf gegen einen Samurai überleben konnte.
Das Üben dieser Kunst war bei Todesstrafe verboten und wurde im Geheimen geübt. Während der Besatzung entwickelte sich aus dem Kampfstil der Orte Shuri und Tomari (Shuri Te und Tomari Te) das Shorin-ryu Karate und aus dem Stil des Ortes Naha (Naha Te) das Shorei-ryu Karate.
Die Einteilung in zwei Stile geht vor allem auf die recht unterschiedlichen Kata (s.o.) zurück. Dabei bedeuteten die Schriftzeichen (Kanji) für „Karate“ damals „Chinesische Hand“ und das Schriftzeichen „Ryu“ bedeutet „Stil“.
Bis zum Anfang unseres Jahrhunderts blieb das Üben von Karate verboten, daher lehrte ein Meister grundsätzlich nur einen Schüler im Geheimen. Es wurden nur Kata und die Anwendung ihrer Bewegungen im Zweikampf (Bunkai) geübt.